“Beseelt und beschenkt von diesem Festival gehen wir nach Hause”
Frank Schwarzberg vom ROADTRACKS Magazin berichtet in der Printausgabe #53 über das Static Roots Festival:
Static Roots Festival
13./14.07.2018, Oberhausen, Zentrum Altenberg
“Dies ist sicher das nachhaltigste Festivalerlebnis des Jahres. God is in the details, heißt es, und Dietmar Leibecke, Hauskonzert- und jetzt Festivalveranstalter aus Passion, hat ein Händchen dafür. Vom catering bis zum Programm stimmt einfach alles. Das Essensangebot ist fair und gut, incl. coffee truck (einer für 240 Leute, nicht wie einen Monat später in Amsterdam einer für 5.000…), die Pausen im begrünten Innenhof auf dem ehemaligen Fabrikgelände (so ist das bei uns im Ruhrgebiet…) sind entspannt und familiär, und sowohl die Auswahl der Künstler wie auch die Dramaturgie des Programms an den beiden Tagen verrät den Kenner und Liebhaber. Aus medizinischen Gründen (überstandener Bänderriss) beschränke ich mich auf die letzten vier Acts am Samstag und erlebe netto vier Stunden Musikgenuss, die vollauf (für was, weiß ich nicht) entschädigen.
Hadley McCall Thackston überzeugt mit old-timeytwangiger Vokalkunst, stilbewussten klassischen Countryfolksongs und sympathischer Bühnenaura. Bennett Wilson Poole, schon wieder eine supergroup, machen leichte Schwächen des Songmaterials durch ansteckende Spielfreude wett. Prinz Grizzley fängt verhalten an, aber er und seine Band (Prinz Eisenherz ist ein pedal steeler) versetzen das Publikum zunehmend in Ekstase mit ihren eigentlich hausbackenen Songs, die sich aber mit der Performance (schnarrende, ungemein eindringliche Stimme, treibender, druckvoller Rhythmus in den schnelleren Songs, jaulende pedal steel am Anschlag) so reiben, dass dies auch der Höhepunkt des Festivals sein könnte; so ist es einer von zwei. Denn die mir bis dato unbekannten Cordovas geben den Rausschmeißer, und zwar, wie weiter vorn in den Plattenkritiken beschrieben, nicht nur mit schierem Können (sind dies live die besten The Band-Epigonen bisher?), sondern auch mit Wucht und Leidenschaft. Frontmann Joe Firstman scheint jeden Moment kurz davor, sich sein sowieso bis zum Gürtel offenes Hemd runterzureißen, nur die Songs bewahren ihn (und uns) davor, schließlich gilt es ja noch Gitarrenduelle zu bestreiten, Gesangsharmonien wie beiläufig entstehend klingen zu lassen und dazu unermüdlich den E-Bass laufen zu lassen.
Beseelt und beschenkt von diesem Festival gehen wir nach Hause.
Nächstes Jahr wieder um die gleiche Zeit!”